Hingeguckt #007 – Grün ist die Hoffnung
Bislang schenkten viele tausend Passanten diesem ebenso formschönen wie zweckmäßigen Gebäude kaum Beachtung. Zu Unrecht. Dem planenden Architekten, den wir aus Unwissenheit nicht nennen, gelang ein geradezu visionäres Meisterwerk. Sicher kann man einwenden, dass die hier verwendeten Formen, Materialien und Proportionen in zeitgenössischen Behörden- und Gewerbevierteln nicht eben selten zu finden sind, aber die Pointe dieser Architektur liegt entgegen des Credos der Moderne im Ornament. Subtil inszeniert ist die Fassade im Eingangsbereich, der den Betrachter durch sein Dekor in zahlreichen Variationen eines optimistisch stimmenden Grüntons unwillkürlich anzieht und zum Eintreten lädt. Die grünen Flächen erwecken den Eindruck, als ob sie im Begriff seien, sukzessive das ganze Gebäude von unten nach oben zu erobern. Man ist sofort gefangen von der Ausdrucksstärke dieses kleinen Kunstgriffs, der dem Betrachter so viel mitzuteilen hat: das Grün der Hoffnung frisst scheinbar das Grau der schlechten Laune, des tristen Alltags. Und genau darin liegt das Visionäre! Das Gebäude dient nämlich der Firma Biontech als Hauptsitz und man kommt kaum umhin, in den das Grau verdrängenden aufsteigenden grünen Flächen den Kampf des Hoffnung verbreitenden Impfstoffs gegen die Corona-Pandemie zu sehen. Zufall oder Absicht? Egal: genial! Hauptsache Cassandra Lauterbach geht bald das Prophezeiungsmaterial aus!
Und nicht minder genial ist die Wahl der ebenso visionär klingenden Adresse … Goldisch isses halt unser Määänz!
Bildquellen: ® Thomas Huth