Hingeguckt #016 – „Es is kaa Stadt uff der weite

Welt, die so mer wie mei Frankfort gefällt …“

„…, die so mer wie mei Frankfort gefällt …“ konstatierte Friedrich Stoltze im vorletzten Jahrhundert als Frankfurt noch eine gediegene Bürgerstadt, der man ihre lange und stolze Geschichte an beinahe jeder Ecke ansehen konnte, war. Die stürmische Entwicklung der letzten anderthalb Jahrhunderte hat von diesem gewachsenen Antlitz nicht mehr allzu viel übriggelassen, was natürlich einerseits den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs geschuldet ist, aber auch an der in Frankfurt nicht zu übersehenden Begeisterung für’s „Abrobbe“ liegt. Wandel scheint die einzige Konstante im Frankfurter Baugeschehen zu sein. Der Druck des Geldverdienens lastet schwer auf jedem Quadratzentimeter bebauungsfähiger Fläche und gebiert immer neue und größere Amortisationspaläste. Es bieten sich aber auch Lichtblicke. Man denke nur an die verschiedenen Häutungen des einstigen Altstadtkerns zwischen Römer und Dom. Auf unserem Bild bietet sich vom Domturm aus gesehen das einmalige Panorama gestalterischer Hilflosigkeit der späten 1970er Jahre. Neben dem überdimensionierten Technischen Rathaus wirken die verbliebenen historischen Bauten deplatziert, fast so als hätten sie sich bei einem Betriebsausflug aus einem Freilichtmuseum hierher verirrt. Ein Gefühl für den gewachsenen Kern einer über tausend Jahre alten Stadt konnte da kaum aufkommen. Nach gerade mal vier Jahrzehnten sieht die Sache zum Glück ganz anders aus. Eine Anmutung der einstigen Altstadt füllt den Raum, den 1978 noch eine Fülle von Versatzstücken der üblichen Fußgängerzonenmöblierung“ besetzt hielt, und gibt Bauten wie Römer, Dom und Nikolaikirche den Wirkungsmaßstab zurück, für den sei einst gebaut worden sind. Da lässt sich nichts dagegen sagen.

Wie sehr sich das Stadtbild gewandelt hat, zeigen noch zwei weitere Bildbeispiele. Den Auftakt zur Großen Bockenheimer Straße von der Alten Oper aus gesehen bildeten damals noch zwei prächtige Eckbauten, die den Hang des wilhelminischen Kaiserreichs zum kunsthistorischen Kappenabend in der Baukunst trefflich illustrieren. Dadurch fällt aber auch besonders rasch ins Auge, dass der Rest der Straße nicht halten kann, was der festliche Auftakt verspricht. Und heute? Sagen wir es mal so: was dort steht, erfüllt seine Funktion.

Als drittes Beispiel sei das Drehkreuz des „internationalen Luftverkehrs“, der Frankfurter Flughafen gezeigt. Pünktlich – im Unterschied zu einem bekannten Berliner Beispiel – zur Verlegung des Flughafens vom Rebstockgelände 1936 an den heutigen Standort, hatte man einen Tower mit Abfertigungsgebäude errichtet, das man in seinen Formen damals als sehr modern wahrnahm. Angesichts des heutigen Weltflughafens wirkt das, was man dort noch 1959 fotografieren konnte, geradezu putzig und erinnert vielleicht eher an einen „verkehrsgünstig gelegenen“ Gesamtschulkomplex. Man konnte damals noch aufs Rollfeld und es gab Parkplätze vor dem Gebäude! Dafür waren aber die Flüge sündhaft teuer und damit der Kundenandrang kein Gedränge.

Aber, wie gesagt, Frankfurts große Konstante ist der Wandel.

Zur Stadtgeschichte Frankfurts anhand von 50 Gebäuden empfehlen wir den ZOOM Vortrag am 16.12.2021 um 19:30 mit Thomas Huth, vielen Bildern und in Farbe. (Außer die schwarz-weiß Bilder). 

ACHTUNG: Sollten Sie alte Ansichtskarten haben, lassen Sie uns diese gerne Zukommen. Grade für solche Vorträge ist es häufig schwierig historisches Bildmaterial zu finden. Wir nehmen uns diesem Material gerne an. 

© Ansichtskartensammlung von Thomas Huth