Im Frohsinn steckt das Wort Sinn. Passt das überhaupt zusammen, Fröhlichkeit und Sinn? Sinn, das kennt man ja, kommt bisweilen erdenschwer daher, macht grüblerisch und nach zu viel grübeln nicht selten verdrossen. Fröhlichkeit dagegen atmet Leichtigkeit, suggeriert Unbeschwertheit und hat für manch leichtblütiges Gemüt gar etwas Tänzelndes. Gibt es eine andere Sprache, die so gewagt in einem Wort kombiniert? Gefunden haben wir nichts. Das niederländische „blijmoedigkeit“ (zelfstanding naamword), das englische cheerfulness, das schwedische glatt humör, umore allegro im Italienischen oder das türkische mutluluk, alles vorgeschlagene Übersetzungen, scheinen doch in eine andere Richtung zu zielen. Aber auch im Deutschen tut man sich ein wenig schwer mit einer Erklärung dieses Wortphänomens. Unendlich viele, oft nicht sonderlich erhellende Definitionen bietet zum Beispiel das Internet, darunter auch verstörendes wie ein Foto eines gewissen Swami Sivananda bei einem Lachwettbewerb, zu sehn bei Yogawiki. Hilfreich werden Zitate als Mustersätze für eine kompetente Konversation zu diesem Thema angeboten. Als da wären: „Mit dem Rosenmontag erreicht der Karneval, eine Zeit des verordneten Frohsinns, seinen öffentlichen Höhepunkt.“ oder „Er liebte ein gutes Bett, einen Schoppen Wein und Frohsinn im Familienkreise.“ Das hilft doch schon mal weiter. Für Menschen, die sich karnevalistisch exponieren wollen, schlägt ein Reimlexikon als reimtaugliche Wörter Blödsinn, Eigensinn, Wahnsinn und Uhrzeigersinn vor. Unter Verwendung geistreicher Getränke wie Himbeergeist und dergleichen lässt sich damit in der Bütt sicher ordensverleihungswürdiges destillieren. Ganz wichtig ist allen der Hinweis, dass es „von Frohsinn keine Mehrzahl gibt“. Schade eigentlich. Und für Menschen, die in zwanglose Partyplaudereien gerne mal Wörter wie Troglodyt oder Misogynie einfließen lassen, sei noch darauf hingewiesen, dass es sich beim Frohsinn um ein Determinativkompositum handelt.   

Aber wie steht es nun im Alltag um die praktische Anwendung eines frohen Sinns? Dazu hat unsere großangelegte Feldstudie interessante Beispiele gefunden. 

In Bautzen war zu lesen, dass im Restaurant der Chef selbst koche. Der Schreiber geht sicher mit Recht davon aus, dass der Leser hier einen Scherz vermutet, und hat so geschickt davon abgelenkt, dass es vermutlich besser ist, wenn der Chef nicht selbst kocht. Man wird ja schließlich nicht Chef, um dann am Ende doch wieder hinter dem Herd zu stehen. Vorsicht ist also geboten. 

Eventuell ist das in Stein gemeißelte gastronomische Gesetz, welches sich in der Nähe von Harrogate finden ließ, da ehrlicher. Allerdings scheint man hier keine allzu hohe Meinung von der kulinarischen Kompetenz von Motorradfahrern zu haben. 

Im Allgemeinen aber spielt im Alltagsfrohsinn das Essen eher eine untergeordnete Rolle. Hauptdarsteller in der Komödie des Lebens sind offenbar alkoholhaltige Erfrischungsgetränke wie zahlreiche Beispiele in Freiburg und Frankfurt zeigen. 

Schlimm wird es allerdings, wenn es ohne gar nicht mehr geht. 

Unter den Profiteuren dieser Trinkfreudigkeit sind natürlich in erster Linie die Erzeuger der stimmungsfördernden Elixiere zu nennen. Gut, wenn man da für jeden was bietet wie hier in Rheinhessen. 

Der Lagerung dieser Getränke sollte man dabei jede nur erdenkliche Sorgfalt angedeihen lassen. Vorbildlich in Frankfurt: 

Alkohol kann viel verschleiern, die berühmten eigenen vier Wände aber auch, wie das schonungslose Freilegen zweier Tatorte in einem Büdinger Stadtteil zeigt. 

Finale Wehmut mit einer Prise Humor zeigt sich auf dem Friedhof in Großauheim – außerdem, warum soll man denn nicht einmal die Dinge beim Namen nennen? 

Und wenn wir schon beim Thema Trauer sind: wie traurig ist es um das französische Bankenwesen in der Provinz bestellt, wenn man offenbar gezwungen ist, sein Eigenkapital auf diese Weise aufzustocken, um beim nächsten Banken-Stress-Test der EU nicht unangenehm aufzufallen.